Sachsen Entdecken - Angustage 2022 in Sachsen

Das gastgebende Bundesland Sachsen lud vom 24. bis zum 26. Juni 2022 zu den deutschen Angustagen ein. Die Rasse Angus hat sich auch in Sachsen in den letzten Jahren zu einer der führenden Rassen in der Fleischrinderzucht und -haltung entwickelt.

Knapp 90 Personen folgten der Einladung und trafen sich am Freitag, bei hochsommerlichen Wetter auf dem ersten Betrieb von Markus Göbel in der Oberlausitz. Empfangen wurden die Gäste mit einem deftigen Mittagessen, anschließend stellte Herr Göbel seinen Betrieb vor. Der familiengeführte Betrieb betreibt auf rund 110 ha Ackerbau, die etwa 45 Kühe, im schwarzen und roten Farbschlag, werden von 61 ha Grünland versorgt. Prägende Bullen des Betriebes waren oder sind Camilo, Garant, Hanko, Sharper Prael, Lars, Pascal, Neuer s, Obi s und Sancho. Vom Absetzer, über die Färsen, bis hin zu Deckbullen ist der Betrieb breit aufgestellt in der Vermarktung. Nach dem Hofrundgang fuhren die Besucher mit den Traktoren zu den Herden. In der hügeligen Landschaft der Oberlausitz präsentierten sich die Kühe mit den Kälbern glänzend und trumpften mit ihrem ruhigen Gemüt auf.

Nach der Verabschiedung vom Betrieb Göbel ging es für die Teilnehmer den weiten Weg nach Zwickau. In einer landschaftlichen großartigen Umgebung vergingen die zwei Stunden Anfahrt ins Vogtland aber wie im Fluge. Angekommen im Tagungshotel in Zwickau und nach Zimmerbezug, wurde der Abend durch ein vorzügliches Büffet im Brauhaus Zwickau beendet. In lockerer Atmosphäre wurden viele Fachgespräche geführt und neue Kontakt geknüpft. Erst spät zur vorgerückten Stunde fanden die letzten Angusfreunde dann ins Bett.

Die kurze Nacht wurde durch ein reichhaltiges Frühstück schnell wettgemacht. Im Zeichen der Mitgliederversammlung fanden sich um 8.30 Uhr die Mitglieder des BDAH e.V. im Rathaus Zwickau ein. Alternativ konnten die Ehepartner an einer Stadtbesichtigung in Zwickau teilnehmen. Das Programm der Mitgliederversammlung wurde flott abgearbeitet durch den 1. Vorsitzenden Richard Brinette und dem Geschäftsführer Stefan Schams. Auf der Agenda standen die Themen Rechenschaftsbericht des Vorstandes, Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2021, Haushaltsvoranschlag und Gebührenordnung 2022, Veranstaltungen, Wahlen und Verschiedenes.

Nach wie vor belegt Angus (9.911 HB-Kühe) den ersten Platz in der Rassestatistik vor Fleckvieh-Simmental und Limousin. Über die Landeszuchtverbände sind 767 Angus-Betriebe in Deutschland organisiert. Der BDAH e.V. hat aktuell 334 Mitglieder (192 Züchter, 121 Halter, 2 Ehrenmitglieder, 7 fördernde Mitglieder und 12 Landesverbände). In der Vermarktung ist ein positiver Trend für die Rasse zu verzeichnen, wobei die Exporte von Zuchttieren stagnieren bzw. rückläufig sind. Die diesjährigen bundesweiten Auktionen bestätigen den positiven Trend in der deutschlandweiten Vermarktung. So wurden über die Auktionen Insgesamt 132 Bullen mit einem Durchschnittspreis von 3.299 € vermarktet.

Einen Stellvertreter-Posten im Vorstand galt es neu zu besetzen. Florian Lindner und Stephan Nagel ließen sich zur Wahl aufstellen. Mit eindeutiger Mehrheit wurde Stephan Nagel als neues Vorstandsmitglied gewählt. Für den ausscheidenden Rechnungsprüfer Gerd Lang wurde Rainer Linnenweber aus Nordrhein-Westfalen als neuer Rechnungsprüfer gewählt.

Der BDAH e.V. wird an der EuroTier 2022 in Hannover mit einem Altbullen teilnehmen. Orzo (Iron Ore x Edge) aus der Zucht von Claus Knacker und im Besitz von Heinrich Fritz Emmerich, vertritt dabei die Farben des BDAH´s. Für das Jahr 2023 ist im Mai eine Bundesschau geplant. Aktuell werden die Möglichkeiten der Bundesschau in Alsfeld und Laasdorf als Austragungsort abgeprüft. Unter Verschiedenes wurde der Stand des neuen Werbemittelshops und der Webseite den Mitgliedern präsentiert. Pünktlich um 11 Uhr schloss Herr Brinette die Mitgliederversammlung und bedankte sich bei den Anwesenden Mitgliedern.

Die Busse für die Betriebsbesuche am Samstag, den 25. Juni standen nach der Mitgliederversammlung bereits parat. Entlang der Silberstraße ging es in der von Bergbau geprägten Region zum Betrieb von Ralf Pammler in Pfaffengrün. Der sehr herzliche Empfang im Bierzelt mit kalten Bier und sehr köstlichen Rouladen machten einen schönen Vorgeschmack auf das was noch kommen sollte. Der familiär geführte Betrieb von Ralf Pammler hat rund 100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (76 ha Ackerland, 11 ha Grünland, 2 ha Wald) und einen Tierbstand von 25 Mutterkühen mit Kälbern, sowie Deck- und Jungbullen und 14 Färsen. Vermarktet werden die Zuchttiere über den Verband, aber auch über die Direktvermarktung werden rund 12 Jungbullen und 2-3 Färsen pro Jahr geschlachtet und verkauft. Fußläufig wurden nach der Betriebsvorstellung die beiden Kuhherden in Augenschein genommen. Das ruhige Gemüt der Angus zeigte sich auch hier wieder. Der genetisch breit aufgestellte Bestand ist teils aus Besamung entstanden (Boyfriend, Rossiter, Red Label) oder über den Deckbulleneinsatz. Ein prägender Bulle für den Bestand war GKA Calvaro (Carbon Copy x Grid Maker), aktuell sind noch viele Kühe mit diesem Vater im Bestand. Der aktuelle Kälberjahrgang geht größtenteils auf den Vererber Daniel (Direction x Alister) zurück. Als Gastgeschenk erhielt der Betrieb Ralf Pammler, wie alle anderen Betrieb auch, ein neues Angus-Hofschild.

Die Angusfreunde stiegen dann wieder in die beiden Busse um zum zweiten Betrieb des Tages Rene Jacob/ Peggy Hendel zu reisen. Bei der Ankunft wurden die Gäste mit einer Tasse Kaffee und Kuchen begrüßt. Der Biobetrieb wurde durch Herrn Jacob im Anschluss vorgestellt. Auf insgesamt 475 ha Nutzfläche betreibt der Betrieb Ackerbau und Rinderzucht unter ökologischen Bedingungen. Aktuell stehen im Bestand rund 130 Kühe mit der entsprechenden Nachzucht. Eine Besonderheit des Betriebes ist die ganzjährige Abkalbung. Dies ergibt sich aus dem Vermarktungsweg der Bio-Schlachtkälberproduktion, welche über Vorwerk Podemus, Hofgut Eichigt und Ökoflur vermarktet werden. Ein anderer Teil der männlichen Kälber bleibt im Bestand und dient der Mastbullen-Produktion. Das Zuchtvieh wird über die Masterrind GmbH verkauft. Bullen, die den Kuhbestand von Rene Jacob bis heute prägen, sind von Vererbern wie REA Salmo s (REA Stardom x REA Levis), Lasse (Red Label x DM Gustl) und AA Tarzan (Terron x Gado). Nach einer landschaftlich sehr schönen Herdenbesichtigung hieß es Abschied nehmen.

Für den Abend wartete im Tagungshotel Zwickau noch ein Buffet auf die hungrigen Reisenden. Nach einer kurzen Nacht fanden die Angustage 2022 in Sachsen am Sonntag auf dem überregional bekannten Zuchtbetrieb Uwe Heinz ein leider viel zu frühes Ende. Souverän stellte Betriebsleiter Herr Heinz bei Ankunft der Angusfreunde seinen Betrieb vor. Angefangen, kurz nach der Wende mit dem Kauf eines Aufgabebestandes aus Bayern, entwickelte sich der Betrieb kontinuierlich weiter. Das Schauwesen und die Auktionsbeschickung hat Uwe Heinz immer sehr am Herzen gelegen. Aktuell verfügt der Betrieb über 270 ha Betriebsfläche (195 ha AL und 75 ha GL) und über einen Tierbestand von 90 Mutterkühen mit Kälbern, 15 tragende Färsen, 3 Zuchtbullen und 40 Mastschweinen. Heute ist die ganze Familie im Betrieb eingebunden. Sohn Michael Heinz ist als Fleischermeister der Profi, wenn es um die Fleischvermarktung geht. Von September bis Anfang Juni ist Schlachtsaison im Betrieb Heinz. In dieser Zeit werden rund 80 Rinder und 65 Schwäbisch Hällische Schweine geschlachtet und über den Hofladen verkauft. Die Zuchtrindervermarktung ist ein ebenso wichtiges Standbein des Betriebes. Fußläufig konnten die ersten 3 Herden in unmittelbarer Nähe zum Hof besichtigt werden. Der Betrieb Heinz hat sich vollends dem roten Farbschlag verschrieben, ein schwarzes Tier findet man hier vergebens. In der ersten Herde gab der Deckbulle Ingo (Ironman x Skyline) ein hervorragendes Bild der Rasse Angus ab, ein fleischiger, sehr typvoller Bulle. In den beiden weiteren Herden am Hof standen die Bullen Delux (Designer x Talisker) zur Färsenbelegung und Ontario (Orzo x AZR Champ) in einer weiteren Kuhherde. Um der Mittagshitze zu entgehen wurde das Programm noch kurzfristig geändert und vor dem Mittagessen ging es mit dem Trecker raus zu einer weiteren Kuhherde und einer Färsenherde. Besonders die tragenden Färsen waren für die Angusliebhaber ein wahrer Augenschmaus in Sachen Typ und Fleischansatz und ein würdiger Abschluss. Nach Rückreise zum Betriebsgelände gab es dann ein zünftiges Essen und die Angustage 2022 fanden langsam ihr Ende. Mit einem tränenden Auge verkündete Uwe Heinz, dass er ab Juli den Betrieb an seine beiden Söhne Karel und Michael Heinz übergeben wird. Nach einer Tasse Kaffee und weiteren Gesprächen traten die Besucher der Angustage 2022 in Sachsen die Heimreise an.

Ein besonderer Dank gilt Uwe Heinz und Clemens Braschos von der Masterrind GmbH für die Organisation der Angustage 2022 in Sachsen. Vielen Dank auch an alle anderen Betriebe die Ihre Tore für die Angus-Familie geöffnet und uns kulinarisch verwöhnt haben.

Stefan Schams