Irlandreise des BDAH vom 23. bis 29.08.2019

Mit 45 Reiseteilnehmern machte sich der Bundesverband Deutscher Angus-Halter e.V. (BDAH) auf nach Irland um die grüne Insel, die landwirtschaftlichen Angusbetriebe und natürlich den Stand der Angusrinderzucht in Irland näher kennenzulernen. Gleich vorweg: Infolge der hohen Niederschläge (1200 mm/qm und mehr), des milden Klimas und der Bodenbonitäten lässt der saftig dunkelgrün schimmernde dichte Grasbestand keine Futterwünsche für die irischen Angus offen. Eine Augenweide für unsere oft mit Trockenheit kämpfenden Angushalter. Erschreckend ist allerdings die Zunahme des für Pferde und Rinder giftigen Jakobskreuzkrauts auf extensiveren Weideflächen in Irland. Hektarweise wird die landwirtschaftliche Nutzung eingestellt und Sukzession breitet sich aus. Eine Lehre, die wir daraus ziehen sollten, lautet: „Wehret den Anfängen“.

Unser erster Tag in Irland war der Iverk Show in Piltown gewidmet, sie wurde 1826 gegründet und ist die älteste Landwirtschaftsmesse in Irland. In deren Rahmen veranstaltete die Irish Angus Cattle Society den Aldi Irish Angus All Ireland Bull Calf Championships 2019.

Aus 12 regionalen, über den Sommer ausgetragenen Schauen qualifizierten sich hier die besten 72 Jungbullen für dieses Finale, ergänzt durch Klassen für Jungrinder und Kühe. Voll einbezogen sind auch die irischen Jungzüchter. Zu sehen waren bestens vorbereitete, gestylte und gut führige Tiere. Hauptsponsor, man höre und staune, ist die Supermarktkette Aldi. Hintergrund dafür ist ein spezielles Anguslabelprodukt aus Färsen und Ochsen von Kreuzungsprodukten Angus x Milchrind, das über die Filialen von Aldi bestens vermarktet wird.

Unsere Reisegruppe wurde freundlichst empfangen und schnell waren erste Kontakte zu den ausstellenden Züchtern geknüpft. Die Siegertiere konnten mit großem Rahmen, langer Mittelhand, korrekten Fundamenten, viel Fleischansatz und mit Kuhgewichten bis 1.000 kg beeindrucken. Für deutsche Verhältnisse vielleicht etwas zu groß.

Vertiefen konnten wir unsere ersten Eindrücke bei einem gemeinsamen Abendessen mir den irischen Züchtern. Vom Vorsitzenden des irischen Anguszuchtverbandes John O`Sullivan wurde unsere Gruppe herzlich begrüßt und uns wurde ein honoriges Gastgeschenk überreicht.

In Irland gibt es 2 Zuchtverbände mit getrennten Herdbüchern, die sich um die irische Anguszucht bemühen. Die Irish Angus Cattle Society, gegründet 1967 mit ca. 1.000 Mitgliedern und die deutlich kleinere Irish Aberdeen-Angus Association, welche dem schottischen Anguszuchtverband zugehörig ist.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet steht der irische Agrar- und Ernährungssektor mit ca. 26 Mrd. € Umsatz an erster Stelle. 8,4% der Erwerbstätigen arbeiten hier. Der wichtigste Umsatzträger ist dabei die Rinderproduktion, welche rund 30% der Bruttoerzeugung der Agrarproduktion ausmacht (Zahlen aus 2015).

Die Fleischrinderhaltung mit rund 950.000 Mutterkühen bei knapp 1,5 Millionen Milchkühen hat in Irland einen großen wirtschaftlichen Stellenwert, dabei wird ca. 90% des erzeugten Rindfleisches ausgeführt. Das flächen- und bevölkerungsmäßig kleine Irland ist damit der fünftgrößte Rindfleischexporteuer weltweit. Hauptabnehmer ist Kontinentaleuropa, an erster Stelle das Vereinigte Königreich. Bei durchschnittlichen Herdengrößen zwischen 10 bis 20 Angusmutterkühen/Betrieb wirtschaften viele irische Betriebe im Nebenerwerb. Ohne EU-Fördermittel kann auch in Irland nicht kostendeckend gewirtschaftet werden. Unter anderem deshalb wird Irland in der EU verbleiben und möchte keine neue Zollgrenze zu Nordirland aufbauen. Die große Mehrheit der Iren lehnt die derzeitige Brexitpolitik der englischen Regierung ab.

Mit gut 10.000 eingetragenen Angus-Herdbuchtieren ist Irland mit Deutschland vergleichbar. Ein Großteil der erzeugen männlichen Zuchttiere geht zur Einkreuzung in Milchviehherden. Die so erzeugten Färsen- und Ochsenkreuzungen werden mit bestem irischen Weidegras ausgemästet und finden sich nach der Schlachtung auch in deutschen Supermarktregalen wieder.

Dank der Organisation des früheren Präsidenten des irischen Angusverbandes John Appelbe konnten wir insgesamt 7 Angus- Zuchtbetriebe besichtigen.

- die Fellfort Angus Herde von Ben und Elaine Ryall mit 80 Mutterkühen,

- die 40 Kühe große Carrigroe Herde von John Appelbe,

- die kleine, aber feine Carker-Scart Herde von Michael und Sean Cronin,

- die ca. 80-köpfige Lemonfield Herde von Donogh McCarty in Limerick,

- die neu entstandene Dunard Angusherde von Paul Mathew sowie

- eine rote Angusherde von John Lanigan aus Tipperary und zum Abschluss noch

- die imposante 80 Angusrinder umfassende Cairnmor Herde von David Holland in Portlaoise.

In allen besuchten Betrieben konnten hervorragende Tiere begutachtet werden. Dabei sind die in schwarz rein irisch gezogenen Linien auch für die deutsche Zucht interessant, so dass im Resümee nach Überwinden der veterinärrechtlichen Hürden bis zu 15 Tiere die Reise nach Deutschland antreten und dort die Linienvielfalt in deutschen Zuchtherden bereichern werden.

In der Rückschau möchten wir uns bei den irischen Anguszüchtern für die überaus herzliche Aufnahme, die Gastfreundschaft, den guten irischen Whiskey und die freundschaftlichen Gespräche bedanken. Wir waren begeistert von der grünen Insel und der Entwicklung der Anguszucht in Irland und freuen uns schon auf ein Wiedersehen im Juli nächsten Jahres in Deutschland beim Europäischen Angus Forum.

Manfred Winhart

stellvertretender Vorsitzender des BDAH

Siegerpokalübergabe vom irischen Angusverbandspräsidenten John O`Sullivan in der Iverk Schau

Schöne Gruppe tragender Rinder der Fellfort Herde

8-jähriger Zuchtbulle von John Appelbe

Intensive Diskussion mit Donogh Mc Carty, Lemonfield Herde

Bestes irisches Weidegras

Wunderschöne irische Landschaft mit der Cairnmor Herde von David Holland