In Erinnerung an Friedrich Schumacher

Tief betroffen mussten wir die traurige Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass Friedrich Schumacher, eine der anerkanntesten deutschen Anguszüchterpersönlichkeiten, langjähriges Mitglied sowie von 1984 bis 1991 Vorstandsmitglied des BDAH, am 5. Juni 2021 verstorben ist.

Gern erinnern wir an unser letztes Zusammentreffen am 21. Juni 2019 anlässlich der Deutschen Angustage in Baden-Württemberg. Inmitten der großen Angusfamilie, die bei Schumachers auf dem Bierhelderhof ausgesprochen gastfreundlich empfangen worden ist, genoss Friedrich Schumacher das Zusammensein und den Austausch mit den vielen Angusfreunden.

Es gibt in Deutschland wohl nur wenige Züchter, die auf nationaler und internationaler Ebene für ihre züchterischen Leistungen und unternehmerischen Fähigkeiten solche Anerkennung gefunden haben, wie Friedrich Schumacher.

Nach seiner schulischen und beruflichen Ausbildung studierte er im Rahmen eines Austauschprogramms der Karl-Duisburg-Gesellschaft in den USA und nutzte die Gelegenheit, um sich mit Betriebsstrukturen und Größenordnungen vertraut zu machen, die ihn und seine spätere Tätigkeit prägten und begleiteten. Als erfahrungshungriger, weltoffener Mann kam er nach Deutschland zurück - im Gepäck die Idee, auf dem Bierhelderhof, den seine Eltern 1962 übernommen hatten, die bestehende Milchviehherde in eine Mutterkuhherde umzuwandeln. Mit dem Einsatz des ersten Angusbullen war der Grundstein für die spätere Anguszucht auf dem Bierhelderhof gelegt. Mitte der 60er Jahre konnte er aus einer Herdenauflösung die komplette Aberdeen-Angus-Herde von Herrn Otto in Reichenbach nach Heidelberg holen.

Angusbullen aus dem Betrieb Schumacher haben die Deutsche Anguszucht nachhaltig geprägt. Namen wie Pirol, 1986 Bundessieger der ersten Bundes-Fleischrinderschau in Berlin, Tramper, Landessieger 1994 in Baden-Württemberg oder Red Eric wurden zu Ikonen der deutschen Anguszucht. Unzählige Zuchterfolge zeugten von dem hervorragenden Züchterblick Friedrich Schumachers, der weltweit anerkannt und geschätzt wurde.  Er war der erste Preisrichter aus Deutschland, der im angelsächsischen Sprachraum eine Schau richten durfte. Die positive Entwicklung der baden-württembergischen Fleischrinderzucht ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Friedrich Schumacher war aber auch ein Mann, der seine Talente über viele Jahre den verschiedenen Fleischrinderorganisationen zur Verfügung stellte. 1981 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes für Fleischrinderzucht und -haltung in Bayern und Baden-Württemberg gewählt und zehn Jahre später, 1991 wählten ihn die Mitglieder zum  1. Vorsitzenden. Friedrich Schumacher war bereit, sich maßgeblich an der Neuordnung der Verbandsstrukturen des damaligen BDFH (Bundesverband Deutscher Fleischrinderherdbücher) zum heutigen BDAH zu beteiligen. Nach der Umgründung des BDFH zum heutigen BDAH 1984 in Seesen, wurde er als stellvertretender Vorsitzender in den Vorstand gewählt. Darüber hinaus war Friedrich Schumacher von 1990 bis 2008 Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Fleischrinderzüchter und -halter.

Über lange Jahre war Friedrich Schumacher auch internationaler Botschafter für Angus aus Deutschland. Nach der Aufgabe seines Betriebes in Südamerika baute er in Polen eine Anguszucht mit über tausend Köpfen auf.

Durch sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken für die Fleischrinderhaltung, insbesondere auch für die Anguszucht, sowie durch seine internationale Tätigkeit hat sich Friedrich Schumacher um die deutsche Anguszucht in besonderem Maße verdient gemacht. Um dieses Wirken umfassend zu würdigen, wurde ihm 2010 vom BDAH die Dr.-Karl-Heinz-Drögemeier-Gedenkmedaille in Silber verliehen.

Wir haben mit Friedrich Schumacher einen großartigen Menschen und herausragenden Züchter verloren. Der BDAH und die deutschen Anguszüchter sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Unsere Wertschätzung gilt ebenso dem Menschen Friedrich Schumacher wie auch seinem züchterischen Erbe. Wir trauern mit der Familie und werden Friedrich Schumacher ein ehrendes Andenken bewahren.