Aberdeen-Angus setzte seinen Siegeszug jetzt auch auf dem Kontinent fort. Im Jahr 1856 zum Beispiel stellte McCombie zwei Exemplare aus seiner Herde auf der Internationalen Ausstellung in Paris zur Schau und die Preisrichter urteilten wie folgt: „Perfekte Homogenität von Rasse, Schönheit, ausgeprägte und regelmäßige Form, weiche Haut, sanft in der Handhabung; dies alles in einer ausreichend entwickelten Muskelsystem vereint. Sie präsentierten zudem eine beachtliche Masse an Fleisch, unterstützt durch ein vergleichsweise kleines Knochenvolumen. Wir sind uns außerdem bewusst, dass die Rasse Nüchternheit mit einer großen Masttauglichkeit verbindet, und dass sie den Metzger mit Rindfleisch von sehr geschätzter Qualität versorgt. Sie produziert Milch in zufriedenstellender Menge, ist von sanftem Temperament und ist außerdem sehr fruchtbar (AAAAs S. 15)
Der Erfolg auf internationaler Ebene setzte sich in 1862 auf der Weltausstellung in Poissy fort, wo McCombie mit dem 1.250 Kilo schweren und als "Poissy Ox" oder "Mammoth Ox" bekannten Stier die höchsten Auszeichnungen erhielt.
In 1878 fand eine weitere Ausstellung in Paris statt, wo die sechzehn aus Schottland überführten Aberdeen-Angus Doddies ebenfalls alle Preise in ihrer Klasse abräumten, unter anderem als die besten Fleischproduzenten. Die Rasse war nun weltweit bekannt und Herden wurden über die gesamten britischen Inseln gegründet. Ab 1878 gab es eine ‚Polled Cattle Society‘ (Zuchtverband für hornlose Rinder), gefolgt von der "English Aberdeen-Angus Cattle Association" im Jahr 1899.
Seit 1860 wurden aber auch gezielt Kreuzungen vorgenommen. Mr. Robertson führte damals die verbesserten Shorthornrinder in Schottland ein und die Bullen wurden mit den einheimischen Aberdeen-Angus Kühen gekreuzt. Dieses Verfahren produzierte bessere Schlachtrinder als bisher bekannt und führte zu einem regelrechten Wahn, da sich dies als äußerst profitabel erwies. Die reinrassigen Aberdeen-Angus-Herden wurden somit aber zunehmend dezimiert, so dass sich renommierte Züchter wie die McCombies und Sir George Macpherson Grant veranlasst sahen, sich auf den Erhalt und die Verbesserung von reinrassigen Herden zu konzentrieren.
Der wachsende Ruhm der Aberdeen-Angus Rasse führte natürlich auch zum weltweiten Export, insbesondere nach der Ausstellung in 1878. In den USA waren es zwei ausgewanderte Schotten - Anderson & Findlay – die fünf Färsen und einen Bullen, ein Nachkomme der Keillor-Linie, auf ihre Ranch importierten. Der rasante Zuchterfolg führte zu einer ebenso rasanten Verbreitung der Rasse in dieser Region. Zunächst für die Verbesserung existierender Herden, aber zunehmend auch zur Zucht reiner Aberdeen-Angus Herden. Auch hier wurden zum Ende des Jahrhunderts Verbände gegründet, wie z.B. die "American Aberdeen-Angus Breeders Association" in 1883. Mittlerweile ist Aberdeen-Angus nahezu weltweit vertreten. Mit einer gewissen Ironie hat sich aber die umgekehrte Situation ergeben, dass die Herden in Schottland fast ausschließlich aus importierten Aberdeen-Angus Blutlinien bestehen. Im Jahr 2002 wurde Aberdeen-Angus auf Prioritätenliste des Rare Breeds Survival Trust aufgenommen, da es nur noch 80 Rinder gab, die nicht aus importierten Blutlinien stammten. Eine Zahl, die an die ursprünglich domestizierten Auerochsen erinnert.
Bibliographie
Joachim Burger, Adam Powell, Marjan Mashkour, Jean-Denis Vigne, Mark G. Thomas; Modern Taurine Cattle Descended from Small Number of Near-Eastern Founders, Molecular Biology and Evolution, Volume 29, Issue 9, 1 September 2012, Pages 2101–2104, https://doi.org/10.1093/molbev/mss092B
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Curtis, Marianne. "IN BRIEF." Farmers Weekly, 22 Nov. 2002, p. 39. Academic OneFile, http://link.galegroup.com/apps/doc/A94502898/AONE?u=tou&sid=AONE&xid=026994b6. Accessed 20 Sept. 2018.
Erstellt und aus dem Englischen übersetzt: M. Timmermann unterstützt von R. Kleenlof
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